Wanderwoche im Vinschgau vom 19.09 – 26.09.2021
mit Klaus und Brigitte Harder
Sonntag 19.09 Anreise nach Glurns mit Eingehtour von Bureis nach GlurnsParkplatz Valentin Heider Gymnasium um 8 Uhr, alle 19 Teilnehmer waren pünktlich und bestens gelaunt!
André, unser zuverlässiger Busfahrer, verstaute zügig alle Gepäckstücke im Midi-Bus der Fa. Boso und so konnten wir schnell bei Sonnenschein starten. Unsere Anfahrt führte uns über die Vorarlberger Autobahn, durch den Arlbergtunnel hinauf zum Reschenpass. Ungewöhnlich war der Blick auf den wasserarmen Reschensee, der alte Kirchturm ragte beinahe vollständig aus dem Wasser! Im Vinschgau angekommen, stiegen wir auf Höhe des bekannten Kriegerdenkmals aus und wanderten von Burgeis auf einem wunderschön angelegten Waalweg nach Mals. Weiter ging es über Tartsch bis zu unserem Standquartier in Glurns, Hotel Belvenu, direkt am Marktplatz.
Heute betrug unsere Wanderstrecke 8,5 km und 260 Hm. Da es kurz vor dem Ziel zu regnen begann und wir noch nicht einchecken konnten, setzten wir uns noch zu einer Kaffeepause am Marktplatz unter Sonnenschirmen nieder. Nach der Zimmerverteilung blieb ausreichend Zeit für Wellness und Ruhepausen.
Um 19 Uhr versammelten wir uns zur Tourenplanung für den nächsten Tag und genossen das 4-gängige Abendessen.
Montag, 20.09. Wanderung Schluderns – Tartscher Bühel
Vorhang auf und es erwartete uns zur Überraschung ein strahlend blauer Himmel mit frischgezuckerten Bergspitzen. Nach einem sehr üppigen Frühstücksbuffet starteten wir voll Erwartung zu unserer 2. Wanderung.
Mit dem Bus ging es nach Schluderns, ab da weiter zu Fuß hinauf zum Schloss Churburg. Sie ist eine der mächtigsten und am besten erhaltesten Burgen in Südtirol und erhebt sich am Eingang zum Matschertal. Von hier aus hatten wir einen herrlichen Blick auf den schneebedeckten Ortler. Weiter ging es entlang abwechslungsreicher Waalwege, bis wir nach ca. 2 Stunden die prähistorischen Ausgrabungen Ganglegg erreichten. Unser Ziel, der Tartscher Bühel war schon zur Vorzeit und Antike besiedelt und gilt als historisches Zentrum des Vinschgau.
An diesem geschichtsträchtigen Ort haben wir gemeinsam unser reichhaltiges Picknick aufgebaut: Brot, Gemüse, Käse und Schinken, Trauben und dazu Rot- und Weißwein! Anschließend wanderten wir gemütlich weiter zum Tartscher Bühel, wo wir die romanische Kirch St. Veit besichtigen wollten, aber leider war die Türe verschlossen. Zum Glück war der örtliche Kirchenführer vor Ort und belohnte uns mit einer interessanten Geschichte zur Kirche. Sie wurde im 11.Jahrhundert auf einer vorchristlichen Kultstätte errichtet. Noch
heute zelebrieren die Tartschler ein archaisches Ritual zur Winteraustreibung, das sogenannte Scheibenschlagen.
Ein schöner Abschluss dieses Wandertages war das Spiel von Margret mit der Mundharmonika, worauf alle mit einstimmten. Das hinterließ bei uns einen besonderen Moment der Gemeinsamkeit.
Heute waren wir ca. 14 km, gut 400 Hm und 6 Stunden unterwegs. Müde und zufrieden mit vielen neuen Eindrücken ging dieser Tag mit einem Einkehrschwung zu Ende.
Dienstag, 21.09. Wanderung Burgeis-Prämajur mit Gipfelglück am Watles
Heute stand unsere „Königsetappe“, die Watles-Spitze auf 2555m auf dem Programm. Schon der morgendliche Blick aus dem Fenster stimmte uns zuversichtlich, heute einen schönen Wandertag zu erleben. Strahlend blauer Himmel und mit Neuschnee gezuckerte Bergspitzen erfreuten unsere Herzen. Wir starteten um 9 Uhr mit dem Bus über Burgeis, vorbei am Kloster Marienberg, welches uns in der Morgensonne anstrahlte. Weiter zur Seilbahn Prämajur und da wir ja eine Senioren-Wandergruppe sind, ersparte uns Klaus den ersten Anstieg. Wir fuhren mit der Sesselbahn bis zur Mittelstation Plantapatsch auf 2141 m Höhe. Auf schönen Wanderwegen ging es moderat bergauf. Vorbei am wunderschön gelegenen Pfaffensee führte uns der Weg in einer großen Schleife dem Gipfel entgegen. Klaus legte immer wieder Verschnauf- und Fotopausen ein, so mancher spürte, dass die Luft etwas „dünner“ wurde. Nach 2 ½ Stunden erreichten wir unseren Gipfel und wünschten uns „Berg heil“! Beeindruckt waren wir vom 360 Grad Rundblick, aus der Ferne begrüßten uns der Ortler, Cevedale und die Weißkugel, um nur einige zu nennen. Nach einer ausgiebigen Mittagspause mit dem traditionellen Buffet machten wir uns an den Abstieg. Nach 1 Stunde erreichten wir die Seilbahn und hatten somit den Berg einmal umrundet. Mit der Bahn ging es zurück ins Tal. Auf der Heimfahrt machten wir einen kurzen Abstecher zum Kloster Marienberg. Gegen 16.30 Uhr waren wir zurück in Glurns.
Mittwoch, 23.09. Wanderung Sulden – Kälber Alm
Das Ski- und Bergsteigerdorf Sulden, am Fuß der Nordseite des Ortler gelegen, war der Ausgangspunkt unserer heutigen Tour. Dort begannen wir geruhsam den steilen Aufstieg in Richtung Kälber Alm (2280 m). Es ging durch einen lichtdurchfluteten Wald, bewachsen von Zirben und Lärchen, die sich hier seit Hunderten von Jahren heimisch fühlen. Klaus klärte uns auf, über ihre Bedeutung bei der Entstehung dieses Schutzwaldes.
Immer wieder hatten wir dabei den nordseitigen Ortler im Blick und oberhalb der Baumgrenze, an unserem erstem Picknickplatz, hatten wir noch den Blick auf den Cevedale, den Monte Zebu und die Königspitze. Sie bilden eine gigantische Panoramakette mit mächtigen Gletschern und trotzigen Felsen. Einige unter uns erspähten mit Adleraugen und Fernglas feine Aufstiegspuren auf dem Weg zum Ortler und entdeckten darauf Gruppen von verwegenen Bergsteigern. Einer von uns bedauerte sehr, dass er – obwohl schon einige Viertausender bestiegen – den Ortler nicht in seiner Sammlung hatte.
Unser Picknick auf der Kälber Alm war eine deftig-kulinarische Freude von bester Qualität.
Zum Abstieg wurde ein anderer Weg gewählt. Er führte steil bergab und erforderte von uns, wegen des Genusses von Zirbenschnaps und dem Wurzelwerk auf dem Weg erhöhte Aufmerksamkeit, wodurch unsere munteren Gespräche plötzlich verstummten. Wir erlebten mit allen Sinnen ein „Waldbad“ in der Schönheit dieses uralten Waldes, mit seinem Duft und den zauberhaft zotteligen Flechten. Schließlich waren alle glücklich und ohne Stolperunfälle in Sulden angekommen. Auf der Rückfahrt im Bus nach Glurns fiel uns der Unterschied auf, zwischen den trockenen, zerfallenden Fichtenwäldern mit abstürzenden Bäumen zwischen den Felsen und dem schönen Schutzwald, den wir begangen hatten.
Donnerstag, 23.09. Wanderung im Schnalstal
Petrus meinte es diese Woche besonders gut mit uns – die Sonne schien vom blauen Himmel – „Herz, was willst du mehr?“ Nach einem vorzüglichen Frühstück mit Erzählungen vom Suchen und Finden verschiedener Gegenstände und unserer besonderen Beziehung zu dem hl. Antonius, fuhren wir um 8.30 Uhr los Richtung Schnalstal. Nach ca. 1 Stunde Anfahrt erreichten wir den Ort Vernagt am Vernagt Stausee. Hier ist ähnlich wie am Reschenpass, das alte Dorf ist im See versunken. Klaus informierte uns über die Situation des Dorfes vor und nach dem Bau der heute begrünten Staumauer.
Unser nächster Halt war der „Archeo Parc Schnalstal“. In diesem Freilichtmuseum erzählen die Ausstellungen von der Fundstelle des Ötzi, über seine Entdeckung und wie er hier vor 5300 Jahren lebte. Viel zu schnell verging die Stunde in diesem beeindruckenden Museum. Jetzt ging es weiter mit dem Bus nach Katharinenberg. Wir besichtigten die Kirche mit Kapelle und den wunderbar angelegten Friedhof mit den schönen schmiedeeisernen Kreuzen. Mit dem Zwölfuhrläuten starteten wir auf den Meraner Höhenweg in herrlicher Landschaft mit einem phantastischen Weitblick.
Als Picknickstelle durften wir einen Bauerngarten benutzen. Gestärkt mit vielen Köstlichkeiten und nach einer kleinen Siesta, forderte uns Klaus zum „Levate!“ (erhebet Euch!) auf. Weiter wanderten wir auf dem Meraner Höhenweg meist durch schattenspendende Wälder, entlang von steilen Hängen, mit Blick auf schneebedeckte Berge und eindrucksvoll angelegte Wein- und Obstplantagen. Kurz vor 16 Uhr erreichten wir die Seilbahn Unterstell, die uns nach Naturns beförderte. Pünktlich holte uns André mit dem Bus ab. Zufrieden und dankbar für diesen wunderbaren Tag kehrten wir nach Glurns zurück.
Was der Sonnenschein für die Blumen, ist das lächelnde Gesicht für die Menschen
Spruch vor der Kirche in Katharinenberg
Freitag, 24.09. Wanderung im Martelltal
Nach gewohnt ausgiebigem Frühstück starteten wir pünktlich um 8.30 Uhr bei herrlichem Sonnenschein mit dem Bus. Auf unserer Fahrt Richtung Martelltal machten wir einen kurzen Zwischenstopp in Laas und bewunderten dort im Lager des Marmorwerkes, das weiße Gold von Laas, die wunderschönen weißen Marmorblöcke, die bei Künstlern in aller Welt wegen ihrer Reinheit begehrt sind. Bei der weiteren Fahrt durchs Martelltal kamen wir an vielen Erdbeerplantagen vorbei, wo wir noch reife Erdbeeren bestaunten. Von Klaus erfuhren wir, dass Anbauversuche mit Himbeeren wenig erfolgreich waren. Erst mit dem Anbau von Erdbeeren bis in Höhen von 1800 m kam der Erfolg, wie wir bei einer späteren Verkostung feststellen konnten. Bei der Weiterfahrt zum Startpunkt unserer Wanderung passierten wir einen der Biathlon-Stützpunkte der italienischen Nationalmannschaft.
Beim Gasthaus Zufritt auf 1885 m begannen wir unsere Wanderung, die uns auf einem angenehmen Steig durch herrlichen Zirbenwald zur Lyfi-Alm auf 2169 m führte. Auf dieser schönen Alm mit 80 Kühen und 20 Schweinen wird hervorragender Käse hergestellt. Nach kurzer Einkehr mit herrlichem Blick auf die vergletscherten Cevedale (3769m), erfolgte der Abstieg zum Parkplatz Schönblick. Der geplante Aufstieg zur Zufallshütte (2264m) musste auf Grund der dortigen Baumaßnahmen ausfallen. Darum wurden die eisernen Reserven der Teilnehmer zu einem Not-Picknick herangezogen. Beim weiteren Abstieg passierten wir den heruntergekommenen Baukomplex des Luxushotels „Paradiso“ aus der Mussolini-Zeit. Dort befand sich in der Zeit von 1943-1945 eine Spionageschule der SS-Division „Brandenburg“. Seit dieser Zeit verfällt der große Komplex immer mehr.
Der weitere Abstieg erfolgte über den schönen Marteller Talweg zum Hotel am Zufrittsee, wo uns der Bus erwartete. Wir kehrten noch im Hotel zur Verkostung der verschiedenen Erdbeergerichte wie z.B. Erdbeerkuchen, Erdbeerrollen, Erdbeerbecher (500g!) mit Eis oder Sahne ein. Gesättigt ging es zur Weiterfahrt ins Hotel nach Glurns, wo wir gegen 17 Uhr eintrafen. Beim obligatorischen 4-Gänge-Menue am Abend fand ein reger und erfolgreicher Gedankenaustausch über den wunderschönen und gelungenen Wandertag statt.
Samstag, 25.09. Wanderung im Matschertal
Heute fahren wir nach Matsch – das ist kein Quatsch (Zitat Klaus).
Pünktlich wie die letzten Tage und gut gestärkt starteten wir unsere Tour ins Matschertal nach Außerglies. Bei frischen 7 Grad setzten wir uns in Bewegung in Richtung Talende. Auf einem kleinen Steig ging es auf schattigem Weg oberhalb des Saldurbaches zu einem wunderschönen, teils sonnigen Talboden. Bei einem einladenden Rastplatz genossen wir den imposanten Talkessel und erblickten sogar auf der anderen Talseite eine Herde Yaks. Kurz danach querten wir zur anderen Talseite und erreichten nach kurzem Gegenanstieg die Matscher-Alm, unser heutiges Einkehrziel. Bei einem gemütlichen Hock auf der sonnigen Terrasse mit Brettljause und Getränken stärkten wir uns für den Abstieg. Dieser führte uns durch einen lichten Wald auf dem wunderschönen Vinschgauer Panoramaweg wieder zurück zum Ausgangspunkt
Schade, es war unsere letzte Tour. Sie war auch etwas kürzer als die letzten Tage, dafür hatten wir den Nachmittag zu unserer freien Verfügung im Städtle, um das sehenswerte Glurns besichtigen zu könnnen.
Sonntag, 26.09. Rückreise nach Lindau
Für die Heimreise entschieden wir uns für die Fahrt über den Ofenpass und den Fluelapass. Bei einem Zwischenstopp in Müstair, schon in der Schweiz, machten wir Halt, um das romanische Kloster und die Heiligkreuz Kapelle aus dem 8. Jahrhundert, mit ihren berühmten karolingischen Fresken zu besichtigen. Die Weiterfahrt führte durch den Schweizer Nationalpark nach Zernez hinab und dann wieder zum Fluelapass hinauf.
Leider fing es zu regnen an und oben am Pass zu schütten, das erste Mal in dieser Woche!! Unten in Davos war‘s wieder vorbei und wir erreichten bei Sonnenschein, alle gesund und zufrieden mit den Eindrücken dieser Wanderwoche unsere Heimatstadt Lindau.