










Botanischer Alpengarten
Alpinum seit 1907
Auf der Westseite der Lindauer Hütte unterhält der DAV Sektion Lindau e.V. mit hohem ehrenamtlichen und finanziellem Einsatz einen beeindruckenden botanischen Alpengarten auf rund 1900m². Im Alpengarten sind circa 600 Alpenpflanzen versammelt, die zum Teil in 8 Biotop Nachbauten gezeigt werden.
Alpengarten im Überblick
Standort | Lindauer Hütte, Westseite auf circa. 1760m Höhe |
Höhe | 1760m |
Eröffnung | 1907 |
Fläche | 1900 m² |
Pflanzenarten | ca. 600 ausgeschilderte Pflanzenarten |
Ehrenamt | circa 650 Stunden pro Jahr |
Unterhaltskosten | circa 12.000 - 15.000 € pro Jahr |
Leitung | Alpengarten Team |
Öffnungszeiten |
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Eintritt | Frei, Spenden willkommen |
Geöffnet | Ende/Mitte Mai bis Mitte/Ende August nach Witterung |
Hauptblühzeit | Mitte Juni bis Ende Juli |
Führer | Für 8 € erhältlich bei Geschäftsstelle oder auf der Lindauer Hütte |
Geschichte des Alpengartens
Im Jahre 1902 erwarb die Sektion Lindau des Deutschen Alpenvereins auf der Westseite Ihrer Lindauer Hütte im Gauertal eine Fläche von 1900 Quadratmetern, um dort auf 1760 m Meereshöhe einen alpinen Garten anzulegen. Die Anregungen hierzu kamen vom damaligen Vorsitzenden Georg Hock, der ein ausgezeichneter Botaniker war, und vom damaligen Ökonomierat Franz Sündermann, der in Lindau eine botanische Alpengärtnerei betrieb. Während der ersten Jahre wurden im Garten bei der Hütte auch Samen gewonnen und Jungpflanzen gezüchtet. 1907 wurde der botanische Garten dann eröffnet. Der Alpengarten ist seitdem der einzige botanische Alpengarten in Vorarlberg.
Während der Kriegsjahre und auch noch einige Zeit danach verwilderte der Garten stark. Mehrere Arten aus nicht alpinen Gebirgen überwucherten invasiv den heimischen Bewuchs.
Mit großem Arbeitsaufwand und mit erheblichen finanziellen Mitteln aus Spenden und Rücklagen wurde der Garten in den Jahren 1982 bis 1985 rekultiviert.
Auf 8 Felsgruppen mit verschiedenen Gesteinsarten wachsen heute ca. 600 verschiedene Alpenpflanzen, die mit deutscher und lateinischer Bezeichnung ausgeschildert sind.
Neben den äußeren Gefahren durch Hirsch und Hase gibt es für einen Garten dieser Art auch andere natürliche Probleme. So bilden die jährlich absterbenden Pflanzenteile eine wachsende Humusschicht, dies führt zu einem Versauern des Bodens. Viele, auf kargen Gebirgsböden heimische Pflanzen fühlen sich dann an ihrem Standort nicht mehr wohl.
Nur was man kennt, kann man schützen
Die Schönheit und Vielfalt der alpinen Botanik ist selbst erfahrenen Bergbesuchern häufig nicht bekannt. Das liegt in der Natur der Sache, viele Pflanzen sind versteckt, haben nur eine kurze Blühzeit und es bedarf Zeit, Wissen und Geduld, diese Schönheit zu entdecken.
Heimische alpine Pflanzen
Heute zeigen wir im Alpengarten schwerpunktmäßig die heimische alpine Pflanzenwelt. Bergsteiger und Wanderer, aber auch Schulklassen oder sonstige botanisch interessierte Gruppen können hier in konzentrierter Form die Schönheit unserer alpinen Flora erleben und für den Bestand und deren Schutz mitwirken. Denn nur was man kennt, kann man auch schätzen und schützen.
Ehrenamt & Spenden
Heute sorgt ein ehrenamtliches Team, das jährlich ca. 650 Arbeitsstunden leistet, für den Erhalt des Gartens. Der Alpengarten verursacht jährliche Unterhaltskosten von circa 12.000 - 15.000€.
Ergänzt wird das ehrenamtliche Team durch eine botanische Fachkraft, die die Wachstumsbedingungen alpiner Pflanzen kennt und deren genaue Bestimmung vornimmt.
Du kannst den Alpengarten durch Deine Spende unterstützen.
Alpenpflanzen
Vier Beispiele aus dem Alpinum
Zwerg-Glockenblume
Campanula cochleariifolia
Glockenblumengewächs
Die kleine Zwergglockenblume (auch Hochgebirgs-Glockenblume) hat auffällige blauviolette Glocken. Diese bilden sich ab Juni. Die leuchtende Farbe der hängenden Glocken ziehen Bienen, Hummeln und Schmetterlinge an. Die Blätter der kleinen Staude sind oval, leicht gezähnt und glänzend grün. Sie gedeiht am besten an sonnigen Standorten und findet schon in kleinen Spalten und felsigem Untergrund mit etwas Feinerde halt. Die zu den Glockenblumengewächsen gehörende Pflanze wächst endemisch in den nordöstlichen Kalkalpen.
Stengelloser Enzian
Gentiana acaulis
Enziangewächs
Die Blätter dienen durch nach innen geneigte Rinnen als Wassersammler. Zugwurzeln halten die Rosette immer wieder dicht am Boden. Die Blüten werden bereits im September angelegt. Die Kronröhre innen hat auffälligen olivgrüne Tüpfelsaftmalen auf hellen Grund, die im durchscheinenden Licht besonders gut sichtbar sind. Die Blütenkrone dient als Windfang. Sie wächst auf sauren Böden und bildet zusammen mit dem Clusius-Enzian (Gentiana clusii) auf Kalk ein vikariierendes Artenpaar.
Sonnenröschen
Helianthemum mutabile
Zistrosengewächs
Der deutsche Name kommt von der Eigenschaft der Blüte, sich nach der Sonne auszurichten. Der botanische leitet sich aus dem griechischen Worten helios (= Sonne) und anthemos (= Blüte) ab. Die Blüten schließen sich bei Dunkelheit und Nässe und sind nur bei Temperaturen über 20 Grad Celsius geöffnet. Sie sind nektarlos, bieten aber eiweißhaltige Pollen (Pollenpflanze). Die Lebensdauer der Blüte beträgt nur ein Tag. Die Kronblätter mit starker UV-Reflexion sind daher für Bienen gut sichtbar. Sie gehören zu der vorwiegend im Mediterrangebiet beheimateten Familie der Zistrosengewächse, die sich durch aromatisch duftende Harze auszeichnen. Einige Arten besiedelten schon die späteiszeitlichen Tundren. Die Laubblätter färben sich im Winter an schneefreien Standorten leuchtend rot durch die Ansammlung von Anthcyanen (Farbstoffen), die aus Assimilaten gebildet werden, wenn die Temperatur für die Umwandlung in Stärke nicht mehr reichen.
Rostblättrige Alpenrose
Rhododendron ferrugineum
Heidekrautgewächs
Die Alpenrose wächst auf sauren Böden und bildet zusammen mit der Bewimperten Alpenrose (Rhododendron hirsutum) auf kalkreichen Böden ein vikariierendes Artenpaar. Bei Stämmchen mit einem Durchmesser von einem bis zwei Zentimetern wurde ein Alter von nahezu 100 Jahren festgestellt. Sie gilt als Alm-Unkraut und ist in der Schweiz nicht geschützt. Von Bergbauern wird sie auch Echte Alpenrose oder Rostzetten genannt.