Alpencross mit Permakultur
Hochalpine Mountainbike Rundtour
Über hochalpine Scharten geht es vom Sellrain übers Ötztal ins Pitztal und dann wieder zurück zum Ausgangspunkt in nur vier Tagen.
Vom Sellrain ins Ötztal
Wir starten bei Bilderbuchwetter im Sellrain und kurbeln gemütlich das Gleirschtal Richtung Pforzheimer Hütte hinauf. Unterhalb der Pforzheimer Hütte folgen wir dem mäandernden Gleirschbach in den Talschluss und tragen unsere Bikes in die Zischgelescharte. Der Aufstieg ist unter der Scharte versichert mit Stahlleitern und Fixseilen. Von der Scharte geht es hinab durch eine anfangs extrem steile Rinne. Die ist so lose und geröllig, das wir das erste Stück hinuntertragen müssen. Dann arbeiten wir uns hinab bis kurz oberhalb des Westfalenhauses, um im Anschluss die zweite Tragepassage zum Winnebachjoch zu meistern.
Die Abfahrt zum Winnebachsee geht auf den ersten 450 Höhenmetern durch ein riesiges Blocksteinfeld, dass die Wegebauer aber meisterhaft mit Platten ausgelegt haben, so dass wir bis auf wenige Einzelstellen durchkommen. Der Trail danach ist immer noch arbeitsreich, kommt uns dann aber wie ein Kinderspiel vor. Nach einer Pause und einem kurzen Ratsch mit dem Wirt auf der wunderschönen Winnebachseehütte mit Blick auf den riesigen Wasserfall - folgen wir einem schönen Flow Tech ist Tal und rollen dann zufrieden und müde zu unserer Unterkunft in Oberlängenfeld.
Permakultur im Pitztal
Am nächsten Tag kommen wir spät los. Frühstück gibt es in unserer touristischen Unterkunft erst ab acht, Jans Bike braucht eine neue Bremsscheibe, er hat sie am Vortag an einem Fels irreparabel verbogen. Zwei superfreundliche Mitarbeiterinnen im SPAR decken uns mit liebevoll belegten Vinschgauern ein. Dann kurbeln wir endlich über die Alm Straße zur Innerbergalm und steigen von dort zum romantischen Hauersee. Nach der Mittagspause am See steigen wir am Rand des Gletschers hinauf zur Luibisscharte. Der Aufstieg ist kurzweilig, garniert mit vielen Fixseilen und Metalltritten. Die Aussicht vom Joch ins Pitztal ist zwar klasse, weitaus beeindruckender sind aber erst Mal die 200 Höhenmeter Stahlkette und das anschließende Blocksteinfeld. Danach zirkelt der Trail sehr anspruchsvoll Richtung Pitztal. Hier haben wir uns von der SAC T2 Angabe zum Trail täuschen lassen.
Glücklich und müde kommen wir in Piösens an, holen uns noch was zu trinken aus dem kleinen Lebensmittelgeschäft, wo wir dann gemeinsam mit einer Runde Einheimischer auf der Straße sitzen und den Feierabend mit etwas loser Zunge einläuten. Die Tiroler Burschen ziehen den Hut, als sie von unserem kleinen Experiment erfahren. In unserer etwas anderen Unterkunft, dem Permadieshof, werden wir von der langjährigen Hüttenwirtin Lucia und ihrer Tochter Viktoria gastfreundlich aufgenommen. Fernab vom Massentourismus werden wir verwöhnt mit leckerer Tiroler Permakultur Kost. Gegessen wird gemeinsam in der Stube am Küchentisch mit einem lustigen Mix vom Belgierinnen und Rosenheimerinnen. Nett und kommunikativ, WLAN und Smartphones am Esstisch sind tabu. Dafür gibt es morgens zum Frühstück selbstgebackenes Brot und selbstgemachten Honig, besonders lecker - Aroniabeerenhonig.
Vom Pitztal ins Ötztal und wieder zurück ins Sellrain
Am dritten Tag geht's über die Ludwigsburger Hütte auf gut ausgebauter Forstpiste bis auf etwas über 2200 Meter. Dann wollen die Bikes wieder geschultert werden zur Feilerscharte. Die Abfahrt zur sehr empfehlenswerten Frischmannhütte ist im oberen Teil partiell sehr exponiert und immer wieder mit Fixseilen und Metallstufen versichert. Für uns sind diese Stellen nicht fahrbar, sie sind selbst zu Fuß anspruchsvoll zu begehen. Mit dem ersten Regen kommen wir zeitig auf der Hütte an und dann verbringen wir den Nachmittag entspannt auf der Hütte.
Die Wetternachrichten für den vierten Tag sind ernüchternd. Mehr als 40 Liter die Stunde, Schneefallgrenze sinkend auf 2700. Das würde uns voll erwischen, also beschließen wir kleinere Brötchen zu backen.
Die Abfahrt von der Frischmannhütte führt uns erst mehrere Kilometer entlang einem Waalweg und dann in einer sehr fordernden Diretissima hinab ins Tal nach Umhausen. Wir rollen hinab nach Oetz, Karin trampt nach St. Sigmund und holt das Auto zurück. Auch hier haben wir Glück, ein freundlicher Geist bringt sie bis ans Auto, obwohl er eigentlich nur 3km ins nächste Dorf wollte. Zwischendrin erreicht uns die Meldung von den verheerenden Murenabgängen in St. Anton und von der Sperrung des Arlberg Passes. Als es dann pünktlich um 12 zu schütten beginnt, wissen wir, dass wir die richtige Wetterscheidung getroffen haben. Schön war's, wir freuen uns auf die nächste Runde.
Autor: Raphael Boos