Bastelcamp Thirteen 2024 Ötztal

Experimente auf der stillen Seite des Ötztals.

Das Ötztal erschien angesichts Verkehrskolonnen, Menschenmassen, stupidem Massentourismus und Bauwahnsinn erstmal wenig verlockend als Location fürs 24er Bastelcamp. Wir haben uns von der stillen Seite des Ötztals positiv überraschen lassen.

Neben der Dauerbesetzung Isi, Marco, Martin, Jörg und Raphael waren dieses Jahr auf dem Bastelcamp endlich mal wieder neue Gesichter dabei - welcome Jochen und Karin. Karin, schon wieder Hut ab - als erste Bikerin auf einem Bastelcamp hast Du unseren Männerhaufen bereichert. Gipfel und Routen benennen wir in diesem Bericht mit Absicht nicht.

Tag 01 - Ängste
Wir haben uns vor Sölden für den erst Tag einen relativ unbekannten Gipfel mit knapp 3000m rausgesucht, die Hälfte der Höhenmeter können wir gemütlich auf einer Almstraße hochkurbeln bis auf 2100. Ab dann geht nur noch Tragen und beim Aufstieg kommen die ersten Ängste auf - es könnte ja heute alles viel zu einfach werden. Ja ja, immer diese Erwartungen. Der erste Teil der Abfahrt bietet dann aber viel mehr Inhalte als vermutet und das markante Seenduo verwöhnt das Auge. Nach der ersten Steilstufe lassen wir uns auf ein Experiment ein. Tiefrote Hangneigung, ein gepunkteter SAC T4 Klettersteigausstieg mit Tiefblick. Was Anfangs noch als wunderschöner Genusstrail beginnt wird zum echten Krimi und vor lauter Anspannung (oder Angst) sind wir so beschäftigt mit uns und den Bikes, dass wir vergessen haben, in der hoch anspruchsvollen Sektion Bilder zu machen. Der Trail spuckt uns unten ausgepowert aus und sehr zufrieden geht es zur Unterkunft am Ortsrand von Sölden.

Tag 02 - Glück
Für den kommenden Tag steht ein Highlight auf dem Programm. Isi hat es im Sommer bereits mit Flo ausprobiert und respektvoll als sehr fordernd beschrieben. Wir haben nur ein begrenztes Wetterfenster, für Nachmittag sind Gewitter gemeldet. Im oberen Teil des Aufstiegs haben glaube ich alle Zweifel daran, ob es Sinn macht das Rad überhaupt noch mitzunehmen. Dann hat auch noch ein relativ frischer Erdrutsch einen Teil des Wegs durchs steile Blocksteingelände mitgerissen. Sehr vorsichtig queren wir die Passage und steigen zum Gipfel auf. Und dann überwinden wir uns - und es geht doch viel mehr in der Abfahrt als erwartet. Direkt nach der Erdrutschpassage kommen uns Wanderer entgegen, die aber viel zu tief in den Rutsch einsteigen. Kaum 5 Minuten später löst sich oben ein neuer Rutsch mit großen Steinblöcken. Hätten uns der erwischt wär es schlimm ausgegangen. Zum Glück bleiben auch die Wanderer verschont. Der Gipfel ist seitdem in den Karten gesperrt. Und pünktlich zum Abschluss der schweren Passage fängt es zu schütten an. Wir lassen den Trail angesichts der vielen Wanderer entspannt links liegen und rollen durchs Skigebiet zurück in die Tiefgarage und zurück nach Sölden.

Tag 03 - Permafrost
Heute können wir direkt von der Unterkunft zu unserer Tour loskurbeln. Wieder ein eher unbekannter knapper 3000er mit ausgewogenem SACT2-4 Mix. Ist alles möglich. Auch heute wieder ein extrem steiler Aufstieg, wir haben schon wieder Angst das nix geht. Vom dem 250hm unterm Gipfel liegenden Grat sieht der Gipfel dann überhaupt nicht reizvoll aus - große Schnellfelder, keine erkennbare Linie und riesiger Schutthaufen davor, Nebel, Wind und Kälte. Marco und Martin nehmen den Gipfel als einzige in Angriff, der Rest arbeitet sich in der steilen Rinne nach unten. Hier wäre jeder Fehler bestraft worden und angespannt wie ein Drahtseil geht es durch die ersten Kehren. Dann kommt endlich der verlässlichere Blockstein und danach kommt wieder fehlertolerantes Gelände zum Spielen. Alles in allem ein Runde Abfahrt. Zum Abschluss kehren wir auf der einzigen Alm ein. Die Wirtin hat auf dem Gipfel noch nie Biker gesehen und ist aber offen und neugierig. Ihrer Schätzung nach wird der Permafrost Bereich auf unserer heutigen Route innerhalb der nächsten 5 Jahre so labil werden, dass man den Weg schließen muss.

Tag 04 - Die Wildspitze im Auge
Wie immer backen wir am letzten Tag kleinere Brötchen und machen eine etwas kürzere Tour. Auffahrt durchs Skigebiet, dann Tragen wir zur nächsten DAV Hütte und besteigen von dort einen klasse Vorgipfel mit wunderschönem Ausblick aufs ganze Tal, die Wildspitze und blaue Gletscherseen. Während der Gipfelpause unterhält uns Karin mit Skitourengeschichten von der Wildspitze. Die Abfahrt vom Gipfel bis zur Hütte hat es in sich und nach einer Einkehr auf der Hütte geht es dann runter in den Talboden, am Ende durch ein riesiges blühendes Lupinienfeld.

Schön wars.

Autor: Raphael Boos

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Lindau Alpin 02/2024