Via Alta Della Verzasca

Oder der von vornherein zum Scheitern verurteilte Plan trockenen Fußes vor der Haustür zu biken.



Tag 1

Lindau - Vogorno - Capanna Borgna

Am Montagmorgen steigen wir –zwei Tourenführer und vier Teilnehmer -müde um 5.00 Uhr in den Vereinsbus.

Nach etwas mehr als drei Stunden erreichen wir die Tourist-Infoan der Staumauer des Lago di Vogorno, wo wir ein Wochenparkticket erwerben wollen. Es ist geschlossen. Öffnungszeiten gibt es keine. Die Frage nach einer alternativen Parkmöglichkeit weckt uns letztlich auf. Fündig werden wir in Sant Antonio–perfekt für den Bus und kostenlos. 

Die Rucksäcke werden gepackt, die Lebensmittel, für das gemeinsame Abendessen, auf alle verteilt. Jeder versucht ein bisschen abzugeben, denn der strahlend blaue Himmel verspricht hohe Temperaturen und einen schweißtreibenden Aufstieg.

30 Minuten später schultert jeder seinen schweren, prall gefüllten Rucksack und wir folgen zunächst der Straße. Der abzweigende Feldweg steigt anfangs gemächlich an. Kurz nach dem Flussbecken ist es mit der moderaten Steigung vorbei. Schweigend und schwitzend kämpfen wir uns die steilen Felsstufen hinauf. Glücklicherweise sind wir zeitig losgekommen und der Weg bis Rienza ist immer wieder von Esskastanien, Birken und Buchen beschattet. Das Wasser reicht trotzdem kaum und ein Brunnen lädt zum Nachfüllen ein.

Fünf Stunden und zwei Pausen später kommt die Capanna Borgna in Sicht. Gleichzeitig ziehen Wolken auf und machen die letzte Stunde unseres Weges erträglicher. 

Statt der erwarteten Ruhe empfängt uns Baustellenlärm und das geschäftige Treiben von fleißigen Handwerkern des DAV Weiler, die dort eine Woche bei den Arbeiten helfen. Es wird u.a. eine neue Hütte gebaut so wie Erdreich für Leitungen ausgehoben. Zelte beherbergen glücklicherweise die mindestens 25 Helfer, so dass wir das Lager für uns haben.

Nach einem erfrischenden Bad im Bottich entspannen wir uns vor der Hütte, denn ums Abendessen müssen wir uns heute nicht kümmern. Wir sind eingeladen zu Pizzoccheri, das uns von Laura angeboten wurde. Nach diesem vorzüglichen Essen endet der Abend schon bald im Matratzenlager.

Autor: Petra Stechele


 Tag 2

Capanna Borgna - Capanna Cornavosa

Aufstehen um 6.00 Uhr, frühstücken und rasch zusammenpacken - wie vereinbart standen wir alle um 7.00 Uhr zum Abmarsch bereit.

Einige der freiwilligen Helfer des DAV Weiler und SAC lagen noch in ihre Schlafsäcke eingemümmelt, teils auf Tischen, unter dem Hüttenvordach oder in Zelten. Sie hatten am Vorabend den Hüttenarbeitseinsatztag gebührend ausklingen lassen.

Es war warm aber leicht neblig, teilweise fast mystisch.

Die Pizzoccheri vom Vorabend noch im Bauch wanderten wir freudig und gespannt bergauf. Der Duft von Thymian lag in der Luft und unzählige Schmetterlinge begleiteten uns, die Karl May Filme hätte man locker auch in dieser Gegend drehen können.

Relativ bald jedoch wich die Tagträumerei der Aufmerksamkeit. In steilem Auf und Ab wechselten sich steile Wiesenhänge die es zu queren galt mit Steigen und Gratpassagen, bis zu unserem höchsten Gipfel des heutigen Tages, dem Poncione die Piotta.

Nach kurzer Gipfelrast mit Aussicht, was sich aber wegen umherziehenden Nebelschwaden viertelstündlich änderte, schauten wir bald dass wir weiterkamen, denn zwei Drittel des Weges lagen noch vor uns. 

Den ganzen Tag nun wechselten sich Gratklettereien (mit wenigen Eisenbügeln versehen) mit den schon erwähnten sehr steilen Grashängen ab – ausrutschen verboten!

Nach circa achteinhalb Stunden, gut 9 Kilometer und rund 1800 HM im Auf und Ab erreichten wir die schon von der Ferne zu sehende Capanna Cornavosa.

Was war das für eine Wohltat, den Rucksack abzulegen und die Füße kühlen zu können.

Die Ausstattung ließ nichts zu wünschen übrig, es gab auch genügend Vorräte für unseren verdienten Abendschmaus zu erwerben. Sogar ein eigenes kleines Hüttchen für uns Sechs durften wir für diese Nacht in Anspruch nehmen.

Der Abend war sehr kurzweilig, wir ließen den Tag Revue passieren und planten den Nächsten.

Autor: Daniela Hurst


Tag 3

Capanna Cornavosa - (Capanna Efra) - Retour

Wir stehen früh auf, denn die Tour ist laut Plan sehr lang und anspruchsvoll und der vorherige Tag hat gezeigt, dass man in der Gruppe etwas langsamer vorankommt. Der vereinbarte Plan war 05:00 Wecken und 06:00 Abmarsch. Es kommt anders, da ab 05:00 in Rucksäcken gekruschtelt wird und dann noch die Interpretation der tatsächlich Uhrzeit Probleme bereitet. Recht übermüdet wird stumm das Müsli gelöffelt.

06:15 kommen wir los. Aufgrund schlechten Empfang haben wir morgens nur den Wetterbericht vom Vortag, wo bereits für den Nachmittag mögliche Gewitter und Regen prognostiziert waren.

Unser Weg führt uns zunächst rund 1.5h auf halber Höhe hinüber zur Alpe Fümegna, welche wir oberhalb passieren und erneut das Wetter abrufen. Keine guten Nachrichten – für die Region rund um die Capanna Efra sind bereits vormittags Gewitter gemeldet. Bei noch blauem Himmel fällt uns die Entscheidung "Weitergehen oder Umdrehen" nicht leicht, doch nach einer kurzen Pause ziehen klar sichtbar dicke Wolken aus dem Nachbartal herein und wir entscheiden uns, zurück zur Cornavosa zu gehen.


Zum Glück! Wir können die Hütte schon sehen, da fängt es auch schon an zu regnen und in kaum 2km Entfernung liegt das Gewitter. Gut durchnässt erreichen wir die Hütte und feuern erst mal den Herd an.

Tags zuvor hatten wir ein Pärchen aus Spanien kennengelernt, welches uns auf dem Rückweg entgegen kam und offenbar beschlossen hatte, trotz Gewitter weiterzulaufen. In der Regenpause konnten wir es von der Hütte aus nochmals kurz am Grat Richtung Cima Lunga entdecken, bevor das nächste Gewitter alles verhüllte.

Am Nachmittag traf dann leicht verstört Philipp ein Schweizer, von Beruf Baumpfleger und allein unterwegs war er mitten in das Gewitter auf dem Grat zur Bochetta del Venn geraten. Leicht traumatisiert erzählte er bei einer Dose Bier von seinem Erlebten.

Etwas später traf noch eine 4er Gruppe junger Franzosen ein und schnappte sich erst Mal die letzten 3 Dosen Bier. Notstand!
Am nächsten Tag mussten wir nun so oder so weiter.

Gut eingeheizt ließen wir den Nachmittag gemütlich bei Kaffee und Vesper verstreichen und schauten uns von drinnen das 2.Gewitter an. Das für abends geplante Risotto mussten wir ebenfalls verschieben, da nicht genügend Reis auf der Hütte war. Somit gab es leckere Nudeln mit Speckwürfeln.

Gegen 21:00 ging es dann zurück in die Koje.

Autor: Achim Röser


Tag 4

Capanna Cornavosa -> Capanna Efra

Nachdem wir gestern die Etappe wegen Gewitter nach zwei Stunden Anstieg zum Grat abgebrochen hatten und auf dem Rückweg nass geworden waren, war das Wetter für diesen Tag sehr gut angesagt.

Wir hatten von einem einheimischen Jäger erfahren das zwei Wochen vorher jemand auf dem Grat bei einem Gewitter ums Leben gekommen war und auch der Schweizer Philipp hatte uns berichtet das er auf einem Grat ins Gewitter gekommen war und seine Füße in die Hand genommen hatte als seine Haare angefangen hatten zu knistern. Ergo, Alles richtig gemacht.

Wie immer 06:00 Uhr Abmarsch von der Hütte Comavosa (1991m) und zwei Stunden Anstieg zum Grat Bassa (2233m). 

Auf dem Grat ging es dann über den Cima Lunga (2488m) Richtung Cima di Bri (2520m). Auf dem Grat war es dann vorbei mit dem kühlen Schatten, aber es war ja noch früh am Morgen und es war noch leicht bewölkt [03}. Auf dem Weg kamen wir noch ein paar Edelweiß vorbei.

Nach einigen kleineren Gipfel auf und ab und mancher Trinkpause musste der Eine oder Andere dann feststellen das er auf dem Weg Richtung Nord-Westen sich Sonnenbrand an den Waden geholt hatte. Am Ende des Grats angekommen musste wir etwas Abklettern um dann den Lago d’Efra sehen zu können, den wir sichelförmig umrundeten und ein kleines Schneefeld querten.

Ein Blick zurück lies uns erahnen, was wir an diesem Tag geleistet hatten (1100Hm, ca. 14km, in 7h).

Endlich in der Capanna Efra (2039m) angekommen hieß es kollegial alle Stiefel und Socken aus und die Füße im Brunnen abkühlen.

Autor: Markus Pilgrimm


Tag 5

Capanna Efra -> Capanna Cognora

Next day, same procedure.

Aufstehen, Wasser aufsetzen, Frühstücken, Rucksack packen und los geht’s zur nächsten Etappe. Die Morgensonne tauchte die Bergspitzen in leuchtendes orange. Die Luft war angenehm kühl und so konnte der Anstieg zurück an den Grat beginnen.

Heute standen drei Gipfel auf dem Programm.
Pizzo Cramosino (2718m), Madone Grosso (2746m) und Pizzo di Mezzodi (2708m).

Am ersten Gipfel angekommen legten wir erst mal das zweite Frühstück ein, um nach dem Aufstieg wieder Energie zu sammeln und die Sonnencreme aufzufrischen, da es an diesem Tag fast keine Bewölkung gab. Wir wurden belohnt mit phantastischer Fernsicht auf die schneebedeckten Gipfel am Horizont, was zum Anlass genommen wurde die Peak Finder App mal zu Rate zu ziehen. 

Philipp, den wir auf der Hütte getroffen hatten und der den Weg schon einmal begangen hatte, hatte uns erzählt, dass dies die schwerste Etappe des Weges sei und dass es zwei schwierige Abseilstellen gäbe. Da wir ein Seil dabei hatten konnte nichts schief gehen. 

Es ging sehr steil nach unten und Gott sei Dank hatten die Erbauer des „Wegs“ ein paar Eisen in den Felsen geschlagen. Grundsätzlich haben wir ja nichts gegen steil, aber der Abstieg in der Rinne, den man nicht als Weg erkannt hätte, wenn er nicht markiert gewesen wäre, wurde durch sehr viel loses Gestein verschärft. So mussten wir mit Abstand absteigen, um nicht dem Vordermann die Steine auf den Kopf zu werfen.

Kurz vor dem letzten Gipfel ging der Weg zur Hütte links weg und so warteten ein paar von uns an der Gabelung. Nicht Alle wollten den letzten Gipfel machen, da es ein sehr anstrengender Tag (1000Hm, 10km in 10h) gewesen war, vor allem für die Nerven. 

Nun begann der steile Abstieg über Blockgelände zur Capanna Cognora, die wir schon vom Gipfel aus gesehen hatten. Das Letzte mal gab es die Gelegenheit seine Tourenschuh-Abfahrts-Künste unter Beweis zu stellen. Nach über 700m Abstieg sind wir, Knie sei Dank, an der Hütte (1938m) angekommen und genossen zu unserem Fußbad deutsches Bier, gebraut für Zürich.

Schwerste Etappe gemeistert, die Stille genießen, Haut spannt, Hunger, Durst und glücklich.

Wieder Alles richtig gemacht!

Autor: Markus Pilgrimm

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