4 ziemlich Ergraute, 1 Exot und 1 Amazone auf Biketour
Von gemütlich am Bach entlang bis hochalpin
Als ich die Tour von Oberstdorf nach Bludenz im vergangenen Jahr plante, war ich voller Zuversicht, dass diese unter klimafreundlichen Aspekten - An-und Rückreise mit der Bahn - klappen könnte. So trafen sich an einem Samstag, Ende August, bei bestem Wetter, 4 ältere Herren und 1 Brasilianer bereits um 05.50 Uhr am Bhf. Lindau-Insel, um den Zug um 06.08 Uhr nach Immenstadt zu nehmen. Einer schaffte es gerade noch so. Kaum war er mit seinem Bike im Zug, ertönte auch schon der Abfahrtspfiff der Schaffnerin. Unsere Amazone stieg in Röthenbach zu. Wir alle waren ziemlich erstaunt, wie voll der Zug bereits um diese Zeit war. In Immenstadt hatten wir genügend Zeit unsere Bikes in den Anschlusszug nach Oberstdorf zu verladen. Als dieser abfuhr, war er sowohl mit Touristen, als auch Bikes voll ausgelastet. Mir gingen Gedanken durch den Kopf wie "Zutritt mit Bikes in den Zug verwehrt, Tour schon am Bahnsteig zu Ende". Zum Glück hatten wir eine so sportliche Abfahrtszeit gewählt.
Nach dem Aussteigen in Oberstdorf wurden zunächst noch die Bikes gecheckt. Dann gings endlich los. Zunächst ins Stillach- und Rappenalptal bis zum Beginn des Schrofenpasses. Bei der Anfahrt dorthin fiel uns auf, dass uns fast ausschließlich E-Biker überholten.
Schon die letzten Meter zum Beginn des Schrofenpasess hatten es in sich. Wer sich wegen der Steilheit plagen wollte, der fuhr. Die Anderen schoben. Dann kam die berüchtigte Schiebe- und Tragepassage mit teils, ausgesetzten drahtseil- und brückengesicherten Stellen. Diese haben wir gut bis zur Paßhöhe gemeistert. Nach Anlegen der Protektoren erwartete uns zur Abfahrt ein spaßiger Trail bis nach Lechleiten. Zur Mittagszeit erreichten wir Warth, wo wir uns bei einer Einkehr stärkten. Auf Teerstraße, über Lech und Zug, gings ins Lechquellengebirge mit dem nächsten Ziel Freiburger Hütte. Wieviele E-Biker bis dorthin unterwegs waren - einfach unglaublich (mehr als 90%). Wir mussten immer wieder mal aufpassen, um nicht von einem zu Tal rasenden E-Biker abgeschossen zu werden.
Nach einer letzten Stärkung auf der Terrasse der Freiburger Hütte gings in die Abfahrt auf alpinem Wanderweg nach Dalaas. Dieser Trail war im oberen Bereich wegen des losen Gerölls besonders herausfordernd und bedurfte voller Konzentration. Dieses Teilstück hatte ich aus früherer Zeit anders - besser fahrbar - in Erinnerung. Im weiteren Verlauf des Trails, nach Erreichen der Baumgrenze, wurde es zunehmend flowiger. Wir kamen alle, trotz eines kurzen Ablegers, der wohl der langen Fahrzeit (ca. 70 km, 1700 Hm) und daraus resultierender Müdigkeit geschuldet war, gut im Tal an. Auf Nebenstraßen und Radwegen rollten wir bis zum Bhf. Bludenz, wo wir den Zug nach Lindau nahmen. Die Rückfahrt war aufgrund des neuen und funktionstüchtigen Zuges der ÖBB völlig entspannt. Die DB könnte sich dort mal umsehen, wie Bahnfahren geht!
Einige Leser wollen es bestimmt noch wissen: das Durchschnittsalter unserer Gruppe war ca. 60 Jahre, wobei unser Exot und unsere Amazone den Schnitt deutlich gesenkt haben!
Danke an Eberhard, Manfred, Holger, Mauricio und Anni - mit Euch gerne wieder. Wir waren ein tolles, homogenes Team. Diesen Tag können wir sicher auf der Habenseite des Lebens verbuchen!
PS: mein besonderer Respekt gilt Eberhard, der so eine Tour zum 1. Mal machte.
Autor: Michael Prell