Leistungskontrolle Finale - 6 Tage Pizza-frei
Bike End-Saison nach Finale Ligure
In guter alter Tradition, geht es zum Ende der Bike-Saison nach Finale Ligure um den Leistungsstand des “2 hour club” abzuprüfen. Da alle Teilnehmer übermäßig motiviert sind, wird dieses Jahr um einen Tag verlängert.
Leistungskontrolle Finale - 6 Tage Pizza-frei
In guter alter Tradition, geht es zum Ende der Bike-Saison nach Finale Ligure, um den Leistungsstand des “2 hour club” abzuprüfen. Da alle Teilnehmer übermäßig motiviert sind, wird dieses Jahr um einen Tag verlängert.
Da die Anreise mit dem Sektionsbus scheitert, versucht Chefkoch Benni den CO2 Abdruck durch möglichst vegane Küche zu senken.
Am Dienstag reisen Marianne, Benjamin, Robert, Oliver, Wolfgang und Chrystoph mit dem PKW in Finale an. Die strategisch gewählt am Supermarkt liegende FeWo wird schnell bezogen und der Kühlschrank schnell befüllt.
Danach erfolgt die erste kleine Runde Richtung San Bernardino. In der Gruppe ist man sich nicht ganz sicher, ob die schwüle Hitze besser ist als der Regen im Jahr davor. Eigentlich auch egal, zumindest sind die Trails trocken. Der Guide nutzt die Tatsache, um der Gruppe direkt einen schweren Trails zum Warmfahren unterzujubeln. Ein Schelm, wer da Böses denkt. Leicht erschöpft, und trotzdem zufrieden kommen alle am Trailausstieg an. Auf dem Weg zum Strand wird spontan und mehr oder minder aus Versehen ein Mehrgänge-Abendmenü für Mittwochabend reserviert. Am Strand gibt’s ein Kaltgetränk und der Abend wird mit Wraps und mehr Kaltgetränken auf der Dachterrasse abgeschlossen.
Der Mittwoch startet mit einem ausgiebigen Frühstück und einer Shuttlefahrt, die uns die ersten 1000Hm erspart (echte Sportler oder so). Ziel ist der Monte Carmo, und bergab Spaß bringen soll der Karma-Trail. An der Shuttle-Station gehen Gerüchte um, dass der Karma-Trail in einem miserablen Zustand oder sogar unfahrbar sein soll. Das ignorieren wir mal getrost. Nach der Shuttle-Fahrt steht ein bissl bergauf kurbeln an, und final noch 20 Minuten Bike tragen. Der Guide marschiert elegant vorne weg und rammelt mit dem Rad auf den Rücken gegen einen Baum. Mit einem herrlich klaren “Diiing” bricht und verabschiedet sich just in diesem Moment der Bremshebel von der Bremse und fliegt in die Macchia-Landschaft. Leicht frustriert aber optimistisch, da es ja nur die Hinterradbremse ist geht’s weiter bergauf. Bike-technisch irrelevant, aber sinnvoll fürs Ego wird noch bis zum Gipfelkreuz getragen. Oben angekommen ist nicht viel mit Aussicht, aber immerhin blinzt die Sonne ab und zu mal durch die Wolken.
Der fehlende Bremshebel wird provisorisch durch einen kleinen Schraubenzieher ersetzt und auf Ewigkeit mit Kabelbinder und Zange an der Bremse befestigt. Druckpunkt und Bremsleistung sind eher homöopathisch, es bremst also nur der Placebo-Effekt. Die Abfahrt lässt recht schnell erahnen, dass hier nicht allzu oft gefahren wird. Der Trail ist eng, mit losen Steinen garniert, und von links und rechts rankt viel Gestrüpp ins Blickfeld. Steil und anspruchsvoll windet er sich hinab und fordert immer hundertprozentigen Fokus. Während der bremsenlose Guide es laufen lassen muss, haben die Teilnehmer schmerzende Hände vom Bremsen. Wieder was gelernt.
Zwischenzeitlich wird der Trail mal flowig, bevor es in schweres technisches Gelände geht, wo Trial-Techniken hilfreich sind.
Es kommt wie es kommen muss, ein Defekt kommt ja nie alleine (™), und man staunt nicht schlecht als Chrystophs Hinterrad windschief im Fahrrad klemmt und sich nicht mehr vor oder zurück dreht. Die Steckachse ist gebrochen, und damit stehen 10km und 500Tm zu Fuß auf dem seinem Plan. Der Rest der Gruppe hat weiterhin noch Spaß auf dem Trail, und Marianne sammelt zwischendurch mal Brombeeren. Während Chrystoph zum nächsten Bike-Shop schiebt, nimmt die Gruppe noch einen kleinen Uphill und Minitrail mit.
Mit funktionierendem Bike und glücklich trifft man sich wieder in der Ferienwohnung und macht sich schnell fertig für das Mehrgänge-Abendmenü. Und das Menü ist hervorragend! Tag 2 ohne Pizza!
Der Donnerstag startet früh, da wir 8:30 Uhr beim Shuttle stehen müssen. Unser Guide ist Jan vom DAV Neustadt. Passt also ganz gut. Quasi mit Start des Fahrzeugs bewegen sich die Gespräche viel um das “beste Tiramisu” von Finale Ligure.
Das Wetter ist solala, viel Nebel, keine Sonne, und der Regen kündigt sich schon an. Leicht feucht bieten die Trails einiges an Potential für einen Sturz, aber alles geht gut dank defensiver Grundeinstellung aller Teilnehmer. Die vierte Abfahrt von der Natobase Richtung Mittagessen (“Das beste Tiramisu …”) endet im Regen, und wir kommen alle gut durchnässt am Restaurant an. Neben dem “besten Tiramisu” gibt’s auch eine ziemlich passable Lasagne. Getrocknet und satt gehts danach weiter auf die Trails, wir halten uns aber weiter unten außerhalb der Regenzone. Jan schießt noch ein paar ordentliche Fotos von uns und zeigt uns noch ein paar irre Linien durch das “Steinfeld aller Steinfelder”. Zum Abschluss fahren wir noch den Rollercoaster hinab und lassen den Bike-Tag zufrieden bei einem Kaltgetränk in Finalborgo enden.
Das Abendessen (Gnochi-Gemüse-Pfanne) braucht leider recht lange in der Zubereitung, sodass es erst gegen 21:30 Uhr Essen gibt. Lecker wars trotzdem, und auch notwendig, da für den nächsten ordentlich km und Hm ohne Shuttle-Unterstützung angesagt sind. Tag 3 ohne Pizza!
Die große Tour am Freitag ist variabel gestaltet und besteht aus sechs Auf- und Abfahrten mit jeweils ca. 300Hm, sodass jeder entscheiden kann, wann seine Beine und Konzentration nicht mehr mitspielen wollen. Ziel sind die relativ neuen Trails der EWC 2023 um Pietra Ligure, was die Tour leider mit einer 10-minütigen Fahrt an der Küstenstraße beginnen lässt. Schnell ist diese verlassen, und nach einem kleinen Navigationskarusell in Borgio gehts ruhig weiter auf der Straße im Hinterland hinauf zum Monte Grosso. Die ersten zwei Abfahrten lassen erahnen, wie kräftezehrend das Ganze im Rennmodus sein muss, aber Spaß macht es umso mehr. Zwischen den Abfahrten wird hier und da auch mal ein Feigenbaum abgeerntet. Dolce vita oder so ähnlich nennt man das. Gegen Mittag wird in Pietra Ligure kurz gerastet, um Kraft für den zweiten Teil des Tages zu tanken. Das nächste Ziel sind zwei Abfahrten vom Monte Pianosa und auf dem Rückweg nach Finale nochmal ein kleiner Abstecher über den Monte Caprazoppa. Die Trails am Monte Pianosa sind kurz, aber eher von der wilden Sorte und kosten entsprechend nochmal ordentlich Körner. Ein dickes Grinsen hatte trotzdem jeder auf dem Gesicht.
Den Schlenker über den Monte Caprazoppa nehmen Oli, Benni und Chrystoph mit, während der Rest am Meer abhängt und den Tag entspannt ausklingen lässt.
Zeitlich wird es dann doch auch knapp, da wir für 19 Uhr im Restaurant reserviert haben. Das Abendessen ist mal wieder erste Sahne, auch wenn wir deutlich überfordert waren mit dem handgeschriebenen Menu und der köstlichen Auswahl. Tag 4 ohne Pizza (und ohne Dehnen).
Der Samstag beginnt mit einem entspannten Frühstück und einem Single Lift auf Forte del Melogno um dann nach ein bissl bergaufradeln in den “Isallo Extasy” einzusteigen. Die Abfahrt endet dann erstmal nach 200 Tiefenmetern mit einem abgerissenen Schaltauge bei Robert. Das Ersatzschaltauge ist nicht im Rucksack, vermutet wird es in der Ferienwohnung, in Wirklichkeit liegt es aber daheim in Lindau auf der Werkbank. Es bleibt nur eine Lösung: Das Schaltwerk muss abgebaut werden und kommt samt Kette in den Rucksack. Wer sich ein wenig mit vollgefederten MTBs auskennt, weiß dass das in der Abfahrt eher vorteilhaft ist. Robert mutiert also quasi zu Aaron Gwin und lässt uns alle ziemlich stehen für die restliche Abfahrt.
In Isallo angekommen, treffen wir zufällig unseren Shuttle-Fahrer vom Vortag, welcher dann auch die Mitfahrgelegenheit für Robert wird, um wieder in die Ferienwohnung in Finale zu kommen.
Für den Rest stehen nochmal so 400 Hm um dann über Umwege noch mal den Cacciatore Trail in Angriff zu nehmen. Dann sind alle platt. Fünf Tage biken haben irgendwie Spuren hinterlassen. Alle Körperteile die schmerzen. Zeit für den Touri-Modus.
Der Nachmittag wird entsprechend chillig gestaltet. Ein bissl Touri-Shoppen für die Familie da, ein bissl Strand hier.
Abends gibt’s ordentlich Pasta und somit sind wir der Pizza wieder entkommen.
Der Sonntag beginnt ein wenig mit Frühstück und Sachen packen, da wir die Ferienwohnung schon morgens verlassen müssen. Oli verlässt uns auch direkt Richtung Freiburg, da seine Heimreise durch den Gotthard-Tunnel wohl mehr Zeit in Anspruch nehmen wird. Die verbleibenden fünf reisen sich nochmal zusammen und nehmen noch zwei schwere Abfahrten von Monte Caprazoppa und San Bernardino in Angriff. Am Ende ist die Luft endgültig raus. Erschöpft und glücklich rollen wir zum Strand und springen ins Meer, bevor wir Finale endgültig auf Wiedersehen sagen.
Ciao, arrivederci!
Autor: Chrystoph Toll