Mit Bike und allen Sinnen rundherum um das Sella Massiv
Bergen über Kräuterkunde bis zum Kulinarische Highlight
Die Dolomiten mit ihren markanten Bergmassiven waren in diesem Jahr das Ziel unserer viertägigen Biketour.
Um die Natur in all ihren Facetten zu erleben – von blühenden Wiesen bis zu duftenden Kräutern – war der Besuch eines Biokräuterhofs zu Beginn der Reise quasi ein Muss.
Auch kulinarisch und in Bezug auf alle Spielarten des Bikesports ist die Region eine wahre Offenbarung.
Mountainbiken in den Dolomiten – DAV Lindau unterwegs im Trentino
Am Donnerstag, dem 26. Juni 2025, starteten wir mit sieben Personen in zwei Autos vom Bodensee aus Richtung Italien. Mit dabei waren Anni, Markus, Stefan, Archie, Manfred, unser Guide Andreas und ich, Marlon. Ziel der viertägigen Tour waren die Dolomiten rund um Canazei, genauer gesagt die Trails des Sella Massivs, die landschaftlich einiges zu bieten haben.
Nach etwa drei Stunden erreichten wir die italienische Grenze. Natürlich durfte ein erster Cappuccino-Stopp nicht fehlen – das gehört einfach dazu. Anschließend ging es über schmale, teils abenteuerliche Bergstraßen weiter zum Pflegerhof in St. Oswald. Bei hochsommerlichen 31 Grad bekamen wir dort eine interessante Führung über den Hof. Der Pflegerhof ist bekannt für seine große Auswahl an Kräutern und Heilpflanzen, die dort in liebevoller Handarbeit angebaut und verarbeitet werden. Neben vielen Informationen zur Wirkung und Anwendung durften wir auch verschiedene Sirupe und Aufstriche probieren, eine gelungene und etwas andere Einstimmung auf die kommenden Bike-Tage.
Nach der Führung fuhren wir weiter nach Canazei, das wir gegen Nachmittag erreichten. Im Hotel Andreas konnten wir direkt unsere Zimmer beziehen, und kurz darauf waren auch schon die Bikes bereit für die erste Tour. Ziel war der Lago di Fedaia, ein Stausee am Fuße der Marmolada. Die Auffahrt führte über gut fahrbare Wege, rund 620 Höhenmeter nach oben, in beeindruckender Kulisse.
Oben angekommen bot sich ein schöner Blick auf das Gletschergebiet, allerdings zogen bereits erste dunkle Wolken auf. Die Abfahrt führte über einen teilweise verblockten und steilen Trail mit einigen Geröllpassagen. Wir mussten zügig fahren, um dem aufziehenden Gewitter zuvorzukommen, was uns fast gelungen ist. Kurz vor Ende der Abfahrt erwischte uns dann doch ein kurzer Schauer und wir kamen leicht durchnässt im Hotel an.
Nach einer erfrischenden Dusche ließen wir den Tag bei einem ausgezeichneten italienischen Abendessen in Canazei ausklingen. Der erste Tag war abwechslungsreich und machte Lust auf die nächsten Touren.
Tag 2 – Die Sellaronda entgegen dem Uhrzeigersinn
Der zweite Tag startete um 7:30 Uhr mit einem guten Frühstück im Hotel. Gestärkt machten wir uns im Anschluss auf den Weg zur nahegelegenen Liftstation, denn an diesem Tag stand ein Höhepunkt der Region auf dem Programm: die Sellaronda – eine Mountainbiketour rund um das Sella-Massiv.
Wir entschieden uns, die Runde gegen den Uhrzeigersinn zu fahren, was als etwas Anspruchsvolleres gilt und technisch abwechslungsreiche Trails verspricht. Aufgrund einiger noch geschlossener Lifte durften wir rund 1200 Höhenmeter selbst zurücklegen. Insgesamt kamen wir so auf ca. 60 Kilometer Strecke und beeindruckende 3300 Tiefenmeter, verteilt auf etwa acht Stunden reiner Fahrzeit.
Die landschaftliche Kulisse rund um die Dolomiten war durchweg beeindruckend. Schroffe Felsformationen, grüne Almwiesen und immer wieder weite Ausblicke auf die umliegenden Berge begleiteten uns den ganzen Tag über. Die Trails reichten je nach Abschnitt von S1 bis S3. Flüssig, gut angelegt und an vielen Stellen mit richtig viel Fahrspaß. Besonders in den technischen Passagen zeigte sich, dass die Region nicht nur landschaftlich, sondern auch fahrerisch einiges zu bieten hat.
Einziger kleiner Wermutstropfen: An manchen Stellen war die Beschilderung nicht ganz eindeutig, sodass wir ein paar Extra-Höhenmeter einlegten. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch, eher im Gegenteil: Die Umwege sorgten für zusätzliche Abwechslung.
Zurück in Canazei angekommen, freuten sich alle auf eine Dusche und etwas Entspannung. Den Abend ließen wir gemeinsam in einem italienischen Restaurant ausklingen – gutes Essen, nette Gespräche und der Rückblick auf einen rundum gelungenen Tourentag.
Tag 3 – Sellaronda im Uhrzeigersinn
Wie schon am Vortag starteten wir auch Tag 3 mit einem gemeinsamen Frühstück im Hotel. Die Beine waren mittlerweile etwas schwerer, die ersten beiden Tourentage machten sich langsam bemerkbar, aber die Motivation war ungebrochen. Die Sonne schien vom Himmel, das Wetter war erneut perfekt, und die Vorfreude auf die heutige Route groß: die Sellaronda, dieses Mal im Uhrzeigersinn.
Im Vergleich zum Vortag war die heutige Strecke mit ca. 58 Kilometern und rund 700 zu fahrenden Höhenmetern zwar etwas kürzer, dafür sammelten wir mit Unterstützung der Lifte knapp 4350 Tiefenmeter, ein echtes Abfahrtshighlight. Die Trails waren erneut abwechslungsreich, teils technisch fordernd, aber durchweg schön zu fahren. Die Strecke bot alles, was das Bikerherz höherschlagen lässt: flüssige Abschnitte, verblockte Passagen, Schotterwege, Wurzelteppiche und das alles in einer beeindruckenden Naturkulisse.
Ein besonderer Höhepunkt des Tages: Wir entdeckten ein Murmeltier in freier Wildbahn – ein kurzer Moment, aber einer, der hängen bleibt. Auch die Eispause am Nachmittag in einem kleinen Café mit Blick auf die Berge war genau das Richtige, um neue Energie zu tanken.
Am Abend ging es wieder gemeinsam ins Restaurant, dieses Mal war die Geräuschkulisse fast so laut wie in einer Diskothek. Für Gespräche am Tisch war etwas lauter Reden angesagt, aber das Essen entschädigte für alles: lecker, typisch italienisch und genau das Richtige nach einem langen Tag im Sattel.
Zum Abschluss machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch Canazei. Der Ort zeigte sich am Abend von seiner gemütlichen Seite, und so ließen wir den Tag entspannt ausklingen. Zufrieden, etwas müde, aber voller Eindrücke von einem weiteren traumhaften Tag in den Dolomiten.
Tag 4 – Abschied mit Ausblick
Mit etwas Muskelkater und kleineren Wehwehchen vom Vortag starteten wir in den letzten Tag unserer Dolomiten-Tour. Der Körper war zwar spürbar beansprucht, aber die Vorfreude auf ein paar letzte Trails ließ uns schnell wieder in den Sattel steigen.
Noch einmal ging es mit dem Lift von Canazei hinauf auf rund 2400 Meter in die Dolomiten. Die klare Sicht auf die umliegenden Gipfel war ein schöner Abschluss. Zwar standen an diesem Tag keine nennenswerten Höhenmeter mehr an, dafür fuhren wir noch einige schöne, technisch anspruchsvolle Naturtrails bergab, die fahrerisch nochmals forderten, aber auch richtig Spaß machten.
Zurück im Hotel durften wir vor der Heimfahrt noch einmal alle duschen. Anschließend ging es zurück Richtung Lindau. Die Heimreise durch die Alpen dauerte etwa vier Stunden und wurde mit einem letzten Cappuccino-Stopp sowie einer Verabschiedung beendet.
Fazit: Die viertägige Tour in den Dolomiten war landschaftlich und fahrerisch ein echtes Highlight. Die Organisation durch unseren Guide Andreas war top. Lifte, Streckenführung, Unterkünfte und Abläufe waren einwandfrei organisiert. Auch innerhalb der Gruppe hat es bestens gepasst: Jeder achtete auf den anderen, das Miteinander war unkompliziert und harmonisch.
Vielen Dank an alle Mitfahrer – es waren großartige Tage auf dem Bike, die lange in Erinnerung bleiben werden.
Autor: Marlon Leoncio