Lechquellenrunde mit Fünf-Gänge-Menü
Leider - oder zum Glück - war die Freiburger Hütte am gewünschten Termin, ausgebucht.
Tourguide Kajetan Plenk führte die achtköpfige Gruppe daher nach Zug in die Pension „Zum balzenden Auerhahn“. So kamen die Teilnehmer:innen neben Alpwiesen, Schneefeldern, Bergseen, schroffen Bergspitzen, einer Gratwanderung und persönlichen Grenzüberschreitungen, Murmeltieren und Steinböcken auch in den Genuss eines unglaublich schmackhaften Menüs mit persönlicher Würze.
TAG 1: Donnerstag, 29. Juni: Landsteg (1.110 m) – Biberacher Hütte (1.846 m) + Hochkünzelspitze (2.397 m) = 800 Hm + 600 Hm
Die Anfahrt mit Zug und Bus ab Lindau-Reutin verlief entspannt und bot Einsichten in den zeitaufwändigen Fahrradtransport durchs Ländle – bis sich Plan B abzeichnete: Eine Stunde Kaffeetrinken in Schröcken und nicht weiter über den verpassten Anschlussbus nachdenken. Doch dann bekam der Busfahrer doch noch Mitleid, ließ uns wieder ein- und außerplanmäßig in Landsteg aussteigen.
Ab Landsteg steiler Aufstieg durch Wald, dann etwas flacher durch Alpweiden über den Schadonapass zur Biberacher Hütte. Das Wetter hält. An der Biberacher Hütte (1.846 m) packen wir die Rucksäcke leichter und brechen zur Hochkünzelspitze (2.397 m) auf. Nach steilen Serpentinen, zum Teil mit Drahtseilen gesichert und einer ebenfalls gesicherten Scharte haben wir eine beeindruckende Sicht in die umliegenden Berge. Auf dem Rückweg beobachten wir die Kletternden am Gigelturm.
TAG 2: Freitag, 30. Juni: Biberacher Hütte (1.846 m) – Metzgertobel – Obere Alpschellaalpe (1.682 m) – Göppinger Hütte (2.245 m) = 1.100 Hm
Von der Biberacher Hütte wandern wir bei trockenem Wetter durch den bewaldeten Metzgertobel steil bergab durch drahtseilgesicherte Passagen. Mit einsetzendem Regen geht es ohne Weitsicht vorbei an blühenden Alpwiesen, schottischen Hochlandrindern, Angus- und weiteren Rindern hinauf zur Oberen Alpschellaalpe (1.682 m). Alpwirt Daniel serviert erstmal Kaffee mit Keksen. Später gibt es noch Geschichten aus seinem Leben, die uns staunen lassen. Und Schnaps. Gut gelaunt meistern wir so das letzte Stück im Regen zur Göppinger Hütte (2.245 m). Alles ist nass, der Trockenraum überfüllt. Die geplante Extratour auf die Hochlichtspitze entfällt wegen Nebel und Regen. Wir spielen Skip-Bo, essen gut und freuen uns über das geruchsarme Plumpsklo.
TAG 3: Samstag, 1. Juli: Göppinger Hütte (2.245 m) – Butzensee (2.124 m) + Mohnenfluh (2.542 m) – Zug, Pension „Zum balzenden Auerhahn“ (1.499 m) = + 500 Hm
Großes Thema beim Frühstück in der Göppinger Hütte ist das Wetter. Es soll halten. Bei leichtem Nebel gehen wir über zahlreiche Schneefelder unter der Hochlichtspitze und Braunarlspitze entlang. Kajetan macht tiefe Stapfen. Nach rechts folgt beim Profi allerdings nicht immer links, seine Spur wirkt auf uns eher wie ein Cha-Cha-Cha, der unsere ganze Aufmerksamkeit fordert und vor allem am letzten Abend nochmal für Lacher sorgt. Wie zur Belohnung taucht der smaragdgrüne Butzensee auf, in dem sich Nebel und Schneefelder spiegeln. Aufstieg zur Mohnenfluh (2.542 m), ein Schotterberg mit Charme. Dann Abstieg in das Örtchen Zug und die Pension „Zum balzenden Auerhahn“, einer 400 Jahre alten, liebevoll renovierten Gastwirtschaft. Die Zimmer sind einfach, Bad und Toilette auf dem Gang. Doch das Abendessen, das uns Wirt Johann Ortler, Hans(i), mit seinem kleinen Team serviert, hat es in sich. Fünf Gänge vom Feinsten: Antipasti – Fritattensuppe – eine kleine Portion Spaghetti Aioli mit knackigem Salat – Zitronensorbet an Wodka – Hauptspeise: Rindsrouladen oder Forelle oder Kässpätzle – Nachtisch: Vanilleeis mit Erdbeeren. Zwischen den Gängen informiert uns Hans angenehm und nebenbei über die Gepflogenheiten im Tal.
TAG 4: Sonntag, 2. Juli: Pension „Zum balzenden Auerhahn“ (1.499 m) – Ravensburger Hütte (1.948 m) – Spullersee (2009 m) – Gehrengrat (2.439 m) – Steinernes Meer – Freiburger Hütte (1.931 m) = 1.300 Hm
Nach einem fürstlichen Frühstück in der Pension „Zum balzenden Auerhahn“ mit Rührei mit und ohne Speck brechen wir auf. Hans ist unglaublich, beschenkt uns mit Gastfreundlichkeit, einem Himbeergeist und einem Nussschnaps für den Weg. Übers Stierlochjoch steigen wir zur Ravensburger Hütte (1.948 m) auf – leider im Regen. Dort gemütliche Pause bei Kaiserschmarrn, Kaffee und Bier, bis der Regen wie von der Wetter-App angekündigt pünktlich gegen Mittag nachlässt. Weiter geht’s zum Gehrengrat über einen steilen, anspruchsvollen Felsenweg. Es lohnt sich: Am Grat eröffnet sich eine neue Perspektive auf die Rote Wand und das gesamte Lechquellengebirge. Wir sehen vier Steinböcke, viele Murmeltiere und trinken den Himbeergeist von Hans. Ein Hochgenuss. Abstieg über eine langgezogene grüne Alpweide zum Steinernen Meer, eine von Gletschern geformte Landschaft mit vielen Versteinerungen. Über den Höhenweg erreichen wir die Freiburger Hütte (1.931 m). Blick auf den Formarinsee.
TAG 5: Montag, 3. Juli: Freiburger Hütte (1.931 m) – Außerbraz (720 m)
Frühstück in der Freiburger Hütte mit Armbändchen. Hier ist alles digitalisiert, für 200 Menschen bestens organisiert, aber auch ohne Flair. Noch eine Extratour? Der Roggelskopf (2.284 m) ist keine Option; da muss man klettern können und mögen (K1 – 2), deshalb steigen wir ab über hügelige Alpwiesen und Forststraße nach Außerbraz, haben noch eine lustige halbe Stunde an der Bushaltestelle, fahren nach Bludenz und von dort mit dem Zug nach Lindau.
Schee war’s! Mystische Nebel, Elfen hinter blühenden Grashügeln, Schneefelder zum Angewöhnen, Spiegelungen in smaradgrünen Seen, unglaubliche Bekanntschaften, Berge ohne Ende.
Autor: Kajetan Plenk